Nachwort der Übersetzerin
Obwohl ich seit über 30 Jahren im «Nachdichten» verschiedenster Texte geübt bin, wäre es eine glatte Lüge, zu behaupten, dass mir die Übersetzung dieses Romans leichtfiel. Im Gegenteil: Yann Venners reichhaltiger Wortschatz, sein unerschöpflicher Vorrat an Bildern, Wortspielen, Redewendungen, Reimen, wie auch seine Fähigkeit, die jeweilige Ausdrucksweise der Akteure mit deren Verankerung in ganz verschiedenen Gesellschaftsschichten in Einklang zu bringen, verursachte bisweilen nicht nur Kopfzerbrechen, sondern ein richtiges Kopfzermartern: Wie sagt man das auf Deutsch?
Hier geschmeidige Geschäftsleute, die aber auch die Gaunersprache beherrschen, dort gegerbte Fischer mit teils vulgärer, teils überaus poetischer Sprache … Einige Wortspiele, die sich reimen, musste ich schlichtweg auslassen, weil sie auf Deutsch – ohne Reim – ihren Reiz verlieren und somit sinnlos würden. Trotzdem ist es mir hoffentlich gelungen, die Vielschichtigkeit dieses lehrreichen, aber durchaus nicht schulmeisterhaft belehrenden Ökokrims zu vermitteln:
An der Oberfläche handelt es sich um drei fiktive Mordfälle, wie es sich für einen spannenden Krimi gehört. In der Tiefenschicht aber geht es um Wirtschaftsverbrechen, die sehr wohl in der Realität verankert sind. Es gibt sie ja wirklich, diese mächtigen, internationalen Gesellschaften wie z. B.CAN und Shell, die nach Sand hungern und sich diesen industriell verwertbaren Sand auf illegale Weise aneignen. Von umweltzerstörerischem Sandraub sind viele Küstenstriche in Frankreich, die Beneluxländer, Australien, vielleicht auch Dänemark und die Kanarischen Inseln betroffen.
Auch die Existenz zahlreicher Bürgerinitiativen, darunter „Die Dünenritter im Trégor“, die sich gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage zur Wehr setzen, ist eine historische Tatsache. - In deutschen Medien werden diese Tatbestände kaum erwähnt, es gibt anderen, sensationellen Stoff, der mehr Aufmerksamkeit erregt. Aber für deutsche Touristen in der Bretagne dürfte dieser Ökokrim das Tüpfelchen auf dem „i“ sein… (Und falls Sie sich für Jörg Bongs alias Jean Luc Bannalecs Bretagne-Krimis begeistern, dann vergleichen Sie mal die „Bretonische Brandung“ mit Yann Venners „Dünenrittern“, einschließlich der Herausgabedaten … - Fällt ihnen da was auf?)
Jedenfalls: kein Bammel vor Ökokrimis - und viel Spaß beim Lesen!
Lou Le Douff alias Lo Deufel, Oslo, April 2017